Verschiedene Freiwilligendienste für verschiedene Freiwillige - Unterschiede
Kurze Geschichte der Freiwilligendienste in Deutschland
Die Idee, einen gesetzlich regulierten Freiwilligendienst zu schaffen, stammt aus den Fünfzigerjahren. Damals initiierten die Kirchen Freiwilligendienste, die sich vor allem an junge Frauen richteten, die gerade die Schule abgeschlossen hatten. Der Staat griff die Idee auf und schuf 1963 das „Freiwillige Soziale Jahr“ (FSJ), das aber auch jungen Männern offen stand. Gedacht war das FSJ als eine ganz besondere Form der Persönlichkeitsbildung für junge Menschen, bei der Werte und Orientierung vermittelt werden sollten. Später wurden noch Varianten des FSJ geschaffen, um auch Menschen mit anderen Interessen einen Freiwilligendienst anbieten zu können: so vor allem das „Freiwillige Ökologische Jahr“ und das „Freiwillige Jahr in der Denkmalpflege“. Alle diese Dienste können auch im Ausland abgeleistet werden.
Gänzlich anderen Ursprungs ist der „Andere Dienst im Ausland“ (ADiA). Er entstand als Friedensdienst und Alternative zum Wehrdienst. Nach Vorläufern in den Siebzigerjahren wurde der ADiA 1986 offiziell als Wehrersatzdienst ins Leben gerufen. Wehrdienstverweigerer konnten den Anderen Dienst im Ausland anstelle des Zivildienstes im Inland leisten; er war deshalb auch als „Zivildienst im Ausland“ bekannt. Beim ADiA standen immer die Aspekte Frieden und Völkerversöhnung im Mittelpunkt; das Thema „Bildung für junge Menschen“ spielte keine große Rolle. Er richtet sich daher auch nicht nur an junge Menschen; es gibt keine Altersbegrenzung nach oben. 2011 wurde in Deutschland die Wehrpflicht und damit auch der Zivildienst abgeschafft. Im Inland wurde der Zivildienst durch einen neuen Freiwilligendienst ersetzt: den Bundesfreiwilligendienst. Der Andere Dienst im Ausland blieb erhalten; er ist heute sozusagen die Auslandsvariante des Bundesfreiwilligendienstes.
In den Neunziger- und den Nullerjahren interessierten sich immer mehr junge Menschen für einen Freiwilligendienst im Ausland. In der Gesellschaft setzte sich die Erkenntnis durch, dass sogenannte interkulturelle Kompetenz im Zeitalter der Globalisierung ein wichtiges Bildungsziel für junge Menschen ist. Gleichzeitig war die Zahl der Plätze für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland aber immer recht begrenzt – das FSJ ist vor allem ein Inlandsdienst. Der ADiA wiederum ist nicht als Bildungsprogramm für junge Leute konzipiert. Deshalb wurden einige spezielle Auslandsdienste ins Leben gerufen, bei denen das Bildungsthema eine große Rolle spielt.
Den Anfang machte 1998 die Europäische Union mit dem "Europäischen Freiwilligendienst". Der EFD soll jungen Menschen in ganz Europa ermöglichen, ihre europäischen Nachbarn besser kennen zu lernen. Einsatzländer für die Freiwilligen sind aber nicht nur die Länder der EU, sondern fast alle Staaten Europas plus einige Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens.
Seit 2007 gibt es den „Deutsch-Französischen Freiwilligendienst“ des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Er ist, wie der Name vermuten lässt, auf Frankreich – für Franzosen: auf Deutschland – spezialisiert.
2008 schuf das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „weltwärts“, der seine Freiwilligen in Entwicklungsländer schickt.
Im Jahre 2009 folgte der Kultur- und Bildungsdienst „kulturweit“, hinter dem die deutsche UNESCO-Kommission und das Auswärtige Amt stehen. Die Freiwilligen arbeiten bei deutschen Kultur- und Bildungseinrichtungen im Ausland.
Und dann kam 2011 auch noch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit dem „Internationalen Jugendfreiwilligendienst“ (IJFD). Er setzt thematisch den gleichen Schwerpunkt wie das Freiwillige Soziale Jahr, ist aber auf Auslandseinsätze spezialisiert.
Welcher Dienst für wen?
Die Freiwilligendienste unterscheiden sich in Hinsicht auf die Zielgruppe, auf den Grad an rechtlicher und sozialer Absicherung und thematisch nach der Art der Einsatzfelder.
Der einzige Dienst, den auch Menschen leisten können, die älter als 30 Jahre sind, ist der Andere Dienst im Ausland. Er ist auch am wenigsten reglementiert und bietet am wenigsten soziale Absicherung.
Alle anderen Dienste sind auf junge Menschen zugeschnitten, die zwischen Schulabschluss und Berufseinstieg ihren Horizont erweitern möchten, indem sie sich im Ausland für eine gute Sache engagieren. Die Dienste bieten ein relativ hohes Niveau sozialer und rechtlicher Sicherheit; auch sind sie auf das Ziel „Bildung“ ausgerichtet.
Am besten schauen wir uns die Dienste einmal einzeln an.